
Feinmotorik und Atmung
Nur ein Millimeter kann darüber entscheiden, ob das Instrument rein intoniert oder unsauber klingt, wenn Streicher*innen mit den Fingern ihrer linken Hand die Töne ertasten.
Bläser*innen gelingt es nur mit dem optimalen Zusammenspiel aus Luft, Zunge, Kiefer und Lippen einen runden Klang zu entwickeln.
"Musiker sind Bewegungskünstler" (G.O.v.d. Klashorst).
Die feinen motorischen Abläufe sind häufig nicht sichtbar und müssen daher erspürt werden.
Kaum auszudenken also, wenn dieses Erspüren durch nicht passende Stützen behindert wird, wenn das Sitzen auf einem schlechten Stuhl den freien Atemfluss blockiert. Auch wem bei den ersten Anfängen am Instrument nicht genügend Zeit zum Spüren und Reflektieren gelassen wird, kann später ernsthafte Einschränkungen bei feinmotorischen Abläufen in Form von Intonationsschwierigkeiten, Geläufigkeitsproblemen oder Atemblockaden entwickeln.
Die Dispokinesis widmet sich dem Gebiet der Feinmotorik mit konkreten Übungen, die die Sensomotorik in Fingern oder dem Mundbereich schulen.
Hier spielen auch die Urgestalten von Haltung und Bewegung unter Einbeziehung differenzierter Atemübungen eine große Rolle. Die dort erlernbare Stabilität und Aufrichtung sorgen dafür, dass Oberkörper und Hände von überflüssiger Haltespannung befreit werden - eine wichtige Voraussetzung für mühelose Bewegungsabläufe und eine freie Luftsäule.
In der dispokinetischen Arbeit wird außerdem ein großes Augenmerk auf die Zielgerichtetheit der Bewegungen gelegt, denn nur, wer eine Absicht hat, kann auch die passende motorische Antwort finden.
Folgen Finger und Luft also dem musikalischen Ausdrucksziel oder "rattern" sie durch tägliche Übungen, nur um ein Soll zu erfüllen?
Dabei ist auch entscheidend, mit welcher Vorstellung und welcher Wortwahl das Bewegungsziel verbunden ist.